«Seit der COVID-19-Pandemie ist die Zahl der Waldbesucherinnen und ‑besucher deutlich gestiegen, ebenso die Vielfalt der Nutzungsarten. Als wir die Erholungsfunktion der Wälder von Bouleyres, Sautaux und Vaucens bei Bulle überdachten, wurde deutlich, wie wichtig ein harmonisches Miteinander der verschiedenen Besuchergruppen ist. Aus diesem Grund wandten wir uns an das Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen (GFB), um dessen Expertise in der Gestaltung öffentlicher Räume unter Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse einzubeziehen», erklärt Thierry Pleines, Leiter des 3. Forstkreises (Greyerzbezirk).
Mit seinem reichhaltigen und vielfältigen Angebot zieht der Wald das ganze Jahr über Menschen jeden Alters und jeder Herkunft an. Man trifft dort Menschen, die joggen, spazieren oder mit dem Mountainbike fahren, wie auch Schulklassen und Familien. Um den vielfältigen Interessen gerecht zu werden, muss die gemeinsame Infrastruktur den unterschiedlichen Aktivitäten, aber auch den Grundsätzen der Geschlechtergleichstellung Rechnung tragen und gleichzeitig die Fauna und Flora schützen.
Zu diesem Zweck sind die Teams des WNA und des GFB gemeinsam die Waldwege rund um Bulle abgegangen, um die Nutzung besser zu verstehen, aber auch um zu erheben, wo es Probleme gibt (Abfall, Lärm, Koexistenz von Velofahrenden, Tieren und Spaziergängerinnen und Spaziergängern) und wo ein Gefühl der Unsicherheit entstehen kann, insbesondere bei Frauen und älteren Menschen. «Ein inklusiver Wald ist so gestaltet, dass alle ihn nutzen können und sich willkommen fühlen. Durch die Berücksichtigung der Unterschiede lassen sich Orte schaffen, die zugänglicher und einladender sind», erklären Morgane Minguely und Vladimir Farine, Projektleiterin und ‑leiter beim GFB. Das GFB hat sich bei der Ausarbeitung seiner Empfehlungen auch von den Erkenntnissen und getroffenen Massnahmen in öffentlichen Parks inspirieren lassen. Die Zusammenarbeit hat aus Sicht des Leiters des 3. Forstbezirks, Thierry Pleines, viel gebracht: «Der integrierte Ansatz in Bezug auf die Geschlechterfrage hat uns die Augen für Themen geöffnet, denen wir uns nicht bewusst waren, zum Beispiel den Zusammenhang zwischen der Gestaltung und der Nutzung von Orten durch Männer und Frauen. Die Forstwirtschaft ist eine männlich geprägte Welt, die die Bedürfnisse anderer Zielgruppen nicht immer in ihre Überlegungen einbezieht. In einem stets offenen und konstruktiven Dialog hat uns das GFB auch pragmatische und leicht umsetzbare Lösungen vorgeschlagen.» Zu diesen Lösungen gehören die Einbindung von Frauen in Arbeitsgruppen, die sich mit der Gestaltung befassen, die Einrichtung einer inklusiven und klaren Wegweisung, die Vermeidung dichter Vegetation an bestimmten strategischen Stellen oder auch den einfacheren Zugang zu Toiletten. Ausserdem ist geplant, zu einem späteren Zeitpunkt eine Umfrage durchzuführen, um den Komfort und das Wohlbefinden im Wald zu verbessern. Der Startschuss wurde gegeben. Nun sind die Nutzerinnen und Nutzer gefragt, das Projekt weiterzutragen.
LUST, ZU HANDELN?
Das Amt für Wald und Natur (WNA) hat auf seiner Internetseite Respektvolles Verhalten im Wald die bewährten Praktiken zusammengetragen, die es erlauben, den Wald in vollen Zügen zu geniessen, ohne die Natur zu stören. Auf dieser Seite finden Sie auch Informationen zum Pilzesammeln sowie Broschüren zum Reiten, Biken oder Spazierengehen mit dem Hund. Wir laden Sie auch ein, den von der Arbeitsgemeinschaft für den Wald erstellten Knigge für den respektvollen Waldbesuch zu lesen. Und wenn Sie eine Veranstaltung im Wald organisieren möchten, informieren Sie bitte vorgängig das Amt für Wald und Natur (WNA). Sie haben auch die Möglichkeit, die Auswirkungen Ihrer Veranstaltung mit der App EventImpact zu evaluieren.
Darüber hinaus steht Ihnen das GFB für alle Fragen zur Gleichstellung der Geschlechter zur Verfügung, unabhängig von Ihrem beruflichen Tätigkeitsbereich.
GUT ZU WISSEN!
«Die Hälfte der Schweizer Bevölkerung geht im Sommer mindestens einmal pro Woche in den Wald. Im Winter sind es mindestens ein- bis zweimal pro Monat.» Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU) , 2022