Zum ersten Mal wird der mit 5000 Franken dotierte Preis Migration und Arbeit an zwei gleichrangige Gewinner verliehen, die dasselbe Ziel anstreben: Menschen mit Migrationsgeschichte – insbesondere aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich – durch Ausbildung, individuelle Begleitung und Zusammenarbeit mit den Unternehmen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. Die Zeremonie fand in Anwesenheit von Staatsrat und Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty und zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Verbänden auf dem Campus Le Vivier in Villaz-Saint-Pierre statt. «Die beiden Projekte stehen für einen pragmatischen und menschlichen Integrationsansatz, bei dem die Betroffenen Werkzeuge, Vertrauen und eine konkrete berufliche Perspektive erhalten», betonte KMR-Vizepräsidentin Régine Giacomotti-Mafunu.
Gestalte deine Zukunft: Das Baugewerbe als Brücke zur Integration
Das Projekt des FBV bietet Menschen mit Migrationsgeschichte eine immersive Bauberufsausbildung an. Das viermonatige Programm kombiniert Schnupperpraktika, Praxisausbildung, Beurteilung von beruflichen und sozialen Kompetenzen, schulische Unterstützung und individuelle Begleitung. Alle Teilnehmenden werden während des gesamten Prozesses von einem Berater für die Eingliederung begleitet. Ziel ist die direkte Arbeitsintegration oder der Zugang zu einer qualifizierenden Ausbildung: EBA, EFZ oder Art. 32 BBV (Anerkennung von Bildungsleistungen). Nach einem erfolgreichen ersten Jahr ist nun ein zweiter Jahrgang mit weiteren Partnerunternehmen gestartet. Der Ansatz des FBV stiess auch in anderen Kantonen auf reges Interesse. «Unser Anspruch ist einfach: Wir wollen das Baugewerbe zu einem Sprungbrett für Integration und Autonomie machen und gleichzeitig Lösungen für den Arbeitskräftemangel in unseren Unternehmen anbieten», erklärte der Direktor des FBV, David Valterio.
Techskills Academy: Ausbilden für eine nachhaltige Integration
Das Ziel des Projekts «Techskills Academy» von suissetec Freiburg ist die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte in gebäudetechnische Berufe wie Spengler, Heizung und Sanitär. In den fünf Etappen des Programms werden die Grundkompetenzen (Vertiefung von berufsspezifischen Kenntnissen der Lokalsprache, Mathematik, Informatik) gestärkt. Ausserdem werden die Teilnehmenden mit praktischen Kursen, Praktika und individueller Begleitung auf die Vorlehre vorbereitet. Ziel ist der Zugang zu einer EBA- oder EFZ-Ausbildung in einem der drei Berufe. Die Teilnehmenden werden von Job-Coaches betreut, was eine massgeschneiderte Begleitung und höhere Erfolgschancen garantiert. Laut Francis Savarioud, dem Präsidenten von suissetec Freiburg, ermöglicht es dieses Erfolgsrezept, den Personalbedarf der Branche zu decken und gleichzeitig die Kompetenzen und die Motivation von Personen zu würdigen, die diese Berufe ergreifen wollen.
Besondere Erwähnung für Zentrum für sozioprofessionelle Integration (CIS)
Die Jury der KMR würdigte das CIS mit einer besonderen Erwähnung: Es erhält 1000 Franken für sein Berufsbildungsangebot, «das Leben verändert». Dieses Programm für Ausbildung und Eingliederung in Hotellerie und Gastronomie, das sich auch an Personen mit Migrationsgeschichte richtet, wird in der Domaine Notre-Dame de la Route in Villars-sur-Glâne umgesetzt. Angeboten wird eine umfassende Begleitung: Praktika, zertifizierende Ausbildungen (INVOL, EBA, EFZ), schulische Unterstützung, psychosoziale Betreuung und Coaching bei der Arbeitssuche. «Das CIS beweist, dass man mit Ausbildung, Vertrauen und sozialem Engagement Laufbahnen verändern und auf die wirtschaftlichen Herausforderungen einer Branche im Wandel reagieren kann», lobte Régine Giacomotti-Mafunu.
Zukunftsweisende Projekte
Die Preisträger teilen die gemeinsame Überzeugung, dass die berufliche Integration ein starker Hebel für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Ihre Projekte basieren auf einer engen Zusammenarbeit mit einem grossen Netzwerk von Ausbildungsbetrieben wie dem SAH Freiburg, dem Freiburgischen Arbeitgeberverband (UPCF), dem Kantonalen Sozialamt (KSA), Caritas Schweiz oder ORS. Die wegweisenden Initiativen zeigen, dass eine gemeinsame Vision und Synergien sowohl für die Menschen als auch für die Unternehmen und die kantonale Wirtschaft von Vorteil sind. Sie zeugen von der Dynamik des Kantons Freiburg bei der Förderung einer offenen, solidarischen und wirtschaftlich innovativen Gesellschaft. «Mit suissetec, dem FBV und dem CIS bekräftigt der Kanton Freiburg seine führende Rolle bei der Schaffung konkreter Passerellen zwischen Migration, Ausbildung und Arbeitswelt. Er zeigt, dass Integration kein abstraktes Konzept ist, sondern eine Realität, die im Alltag erlebt und gemeinsam gestaltet wird», folgerte Staatsrat Olivier Curty.