Economy for the Common Good

Dieses Programm richtet sich hauptsächlich an Unternehmen (einschliesslich Start-ups), unabhängig von ihrer Grösse und ihrem Tätigkeitsbereich. Das Programm bietet ausserdem Werkzeuge für Einzelpersonen, kommunale Verwaltungen und Bildungseinrichtungen.

Das Hauptkonzept von Economy for the Common Good (Gemeinwohl-Ökonomie) ist eine ethische Marktwirtschaft, deren Hauptziel nicht die Gewinnmaximierung, sondern die Verbesserung der Lebensqualität für alle ist.

Mehrere Werkzeuge für Unternehmen sind verfügbar:

• ECOnGOOD Business Canvas ermöglicht es Unternehmern und Unternehmerinnen, ihr Geschäftsmodell mit den Werten der Gemeinwohl-Ökonomie in Einklang zu bringen.
• Ein Fragebogen für eine schnelle Selbsteinschätzung, die in 30 Minuten durchgeführt wird. Er gibt einen Überblick über die in der Gemeinwohl-Matrix behandelten Themen (siehe unten).
• Die Gemeinwohl-Matrix (Common Good Matrix), das Hauptwerkzeug von ECOnGOOD, bietet einen transparenten Rahmen zur Beschreibung und Bewertung des Gesamtbeitrags eines Unternehmens zum Gemeinwohl. Diese Analyse kann dann verwendet werden, um eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen, die einen Gemeinwohl-Bericht und ein Zertifikat umfasst.

Die Gemeinwohl-Matrix ist eine Tabelle, die vier Schlüsselwerte mit fünf Interessengruppen kreuzt. 

• Schlüsselwerte: 1. menschliche Würde, 2. Solidarität und soziale Gerechtigkeit, 3. ökologische Nachhaltigkeit, 4. Transparenz und Mitbestimmung
• Interessengruppen: A. Lieferant*innen, B. Eigentümer*innen und Finanzpartner*innen, C. Mitarbeitende, D. Kund*innen und Mitunternehmen, E. soziales Umfeld (die Menschheit, zukünftige Generationen, Gemeinschaften, Nachbarn, Umwelt, NGOs usw.)

Insgesamt gibt es zwanzig thematische Bereiche (vier Schlüsselwerte x fünf Interessengruppen), die in sechzig Aspekte unterteilt sind, für die die Organisation Informationen liefern muss. Eine Bewertungsskala für jeden Aspekt ermöglicht anschliessend die Bewertung der Unternehmensleistung.

Hier sind einige Beispiele für Aspekte, die von den Organisationen angegeben werden müssen:

• A1: Menschliche Würde in der Lieferkette
  • A1.1: Arbeitsbedingungen und soziale Auswirkungen in der Lieferkette
  • A1.2: Negativer Aspekt: Verletzung der menschlichen Würde in der Lieferkette
• B2: Soziale Position in Bezug auf finanzielle Ressourcen
  • B2.1: Verwendung von Mitteln, die auf Solidarität und Gemeinwohl ausgerichtet ist
  • B2.2: Negativer Aspekt: Ungerechte Verteilung der Mittel
• C3: Umweltfreundliches Verhalten des Personals
  • C3.2: Arbeitswege
  • C3.4: Negativer Aspekt: Umweltbelastende Praktiken und Abfälle
• D4: Beteiligung der Kunden und Produkttransparenz
  • D4.1: Einbeziehung der Kund*innen, gemeinsame Produktentwicklung und Marktforschung
  • D4.3: Negativer Aspekt: Nichtoffenlegung gefährlicher Substanzen
• E1: Zweck der Produkte und Dienstleistungen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
  • E1.1: Produkte und Dienstleistungen müssen Grundbedürfnisse decken und zu einer guten Lebensqualität beitragen
  • E1.3: Negativer Aspekt: Unethische Produkte und Dienstleistungen

Unternehmen, die ihre Vorgehensweise zertifizieren möchten, können eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen. Diese Bilanz umfasst folgende Schritte:

• Analyse der Unternehmensleistung mithilfe der Gemeinwohl-Matrix; diese Analyse kann mit oder ohne externe Unterstützung durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Bewertung wird jeder Aspekt auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet und je nach Bedeutung innerhalb jedes thematischen Bereichs gewichtet. Negative Bewertungen können vergeben werden (von 0 bis -200) für Praktiken, die als besonders schädlich für das Gemeinwohl angesehen werden, wie die Herstellung von agrochemischen Produkten (Pestiziden, Fungiziden, Herbiziden).
• Erstellung eines zusammenfassenden Berichts gemäss den Anforderungen von ECOnGOOD; unter bestimmten Umständen wird eine verkürzte Version des Berichts akzeptiert.
• Mitgliedschaft bei ECOnGOOD
• Validierung des Berichts durch eine Peer-Gruppe oder ein externes Audit; in beiden Fällen wird ein Zertifikat (gültig für 2 Jahre) ausgestellt, aber nur das Zertifikat des externen Audits ermöglicht die Verwendung des ECOnGOOD-Labels auf den Produkten des Unternehmens.
• Veröffentlichung der Bilanz

Bevor man sich auf die Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz einlässt, wird empfohlen, den Fragebogen zur schnellen Selbsteinschätzung auszufüllen. Dadurch kann das Unternehmen analysieren, wie es im Vergleich zu den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie positioniert ist und eine umfassendere Bewertung vorbereiten.

• Die Möglichkeit, sich von Peers auditieren zu lassen, ist eine einzigartige Methode zur Validierung der Ergebnisse, die den Austausch von Erfahrungen und die Co-Bewertung fördert.
• Das Programm bietet Werkzeuge an, die an die Grösse des Unternehmens angepasst sind, von einem Schnelltest für eine erste Diagnose über die kompakte Version für kleine Strukturen bis hin zur vollständigen Version für eine detaillierte Analyse in grösseren Unternehmen.

Dieses Programm stammt aus einer internationalen Volksbewegung mit Mitgliedern, Unterstützer*innen, Redner*innen, die die Vorteile der Bewegung auf verschiedenen Ebenen fördern. 

Die Bewegung ist in mehreren Ländern präsent. „Hubs“ (ständige Arbeitsgruppen) widmen sich spezifischen Themen wie Beratung, Audit, Kommunikation, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Hubs arbeiten grenzüberschreitend und bringen Experten der Bewegung zusammen.

Im Januar 2025 zählte die Bewegung 240 Mitglieder in der Schweiz, darunter 75 Unternehmen.

Indikative Kosten: 

Die ECOnGOOD-Zertifizierung erfordert eine Mitgliedsgebühr für das Programm. Diese wird je nach Art und Grösse der Organisation festgelegt. Einige Beispiele:

• Unternehmen mit 3-5 Mitarbeiter*innen: CHF 300/Jahr
• Unternehmen mit 11-20 Mitarbeiter*innen: CHF 600/Jahr
• Unternehmen mit 21-50 Mitarbeiter*innen: CHF 750/Jahr
• Unternehmen mit 101-200 Mitarbeiter*innen: CHF 1050/Jahr
• Unternehmen mit 751-1000 Mitarbeiter*innen: CHF 2250/Jahr
• Unternehmen mit 2501-3500 Mitarbeiter*innen: CHF 4500/Jahr

Für Zertifizierungen müssen zusätzlich die Kosten für von ECOnGOOD akkreditierte Auditor*innen berücksichtigt werden; für das Peer-Review müssen auch die Kosten eines Beraters bzw. einer Beraterin berücksichtigt werden. 

Weitere Informationen: https://econgood.ch/