Die von der Schweizerischen UNESCO-Kommission getragene Aufnahme des Ewigen Friedens von Freiburg in das Weltdokumentenerbe «Memory of the World» der UNESCO ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Frankreich und der Schweiz über die beiden Institutionen, die mit der Aufbewahrung der beiden Friedensexemplare betraut sind: das französische Nationalarchiv einerseits und das Staatsarchiv Freiburg andererseits. Diese Kandidatur wurde von prominenten Persönlichkeiten unterstützt, so z. B. von Emmanuel Macron während seines Staatsbesuchs in Bern am 15. November 2023, der es sich nicht nehmen liess, sie öffentlich zu erwähnen.
Zur Erinnerung: Der Vertrag über den ewigen Frieden wurde am 29. November 1516 in Freiburg unterzeichnet. Es handelt sich um ein aussergewöhnliches Archivdokument, das zwischen dem Königreich Frankreich und dem Corpus helveticum erstellt wurde, um in einer besonders konfliktreichen Zeit durch die Neutralisierung der Schweizer Söldnereinsätze in Europa Frieden zwischen den beiden Nationen und ihren Verbündeten zu schaffen. Mit dem Dialog konnten die Spannungen abgebaut werden. Der Vertrag war dank der Win-Win-Lösung, die er beiden Seiten bot, sehr modern und besass eine starke Symbolkraft, die mit der Idee eines dauerhaften Friedens verbunden war. Aufgrund seiner spektakulären materiellen Erscheinung (über einen Meter lang und mit 19 angehängten Siegeln!) ist er jedoch auch ein Monument. In Europa und der Welt spielt er eine grosse Rolle, da er den Ursprung der schweizerischen Neutralität markiert und die Anfänge des Völkerrechts ankündigt, während er die Schweiz zu einem geeigneten Ort für transnationale Treffen macht, die den Dialog fördern sollen.
Die Verwaltung des Dokumentenerbes der Welt ist die wichtigste Aktivität des UNESCO-Programms «Memory of the World», dessen Ziel es ist, das dokumentarische Erbe, das eine grundlegende Rolle für das Verständnis wichtiger Ereignisse in der menschlichen Geschichte und Kultur spielt, zu schützen, aufzuwerten und zugänglich zu machen. Im Dokumentenerbe werden Dokumente von universeller Bedeutung erfasst, das Bewusstsein für den Reichtum dieses Erbes geschärft, und es trägt zum Schutz des kollektiven Gedächtnisses bei. Die Aufnahme des Freiburger Friedensvertrags zeugt von der Anerkennung der welthistorischen Bedeutung, die ihm zugeschrieben wird, und der entscheidenden Rolle, die Freiburg im frühen 16. Jahrhundert als diplomatische Hauptstadt innehat. An seiner Sitzung vom 10. April 2025 hat der Exekutivrat der UNESCO auch beschlossen, weiteres Schweizer Archivmaterial in das Dokumentenerbe der Welt aufzunehmen, so unter anderem die Genfer Konventionen oder das Werk der Schriftstellerinnen Annemarie Schwarzenbach und Ella Maillart.
Anlässlich des 500. Jahrestags des ewigen Friedens wurden 2016 grosse Feierlichkeiten in Paris und Freiburg organisiert. Die Aufnahme im Jahr 2025 ist das Ergebnis der Überlegungen und Arbeiten, die seit diesem Jubiläum angestellt wurden. Im Herbst wird in Freiburg eine offizielle Veranstaltung zur Feier dieser Aufnahme stattfinden. In Kürze erhält die Freiburger Bevölkerung die Gelegenheit dieses prestigeträchtige Dokument zu sehen (oder von neuem zu entdecken), nämlich an der Museumsnacht, am 24. Mai 2025.