Mit dem am 12. Dezember 2023 eingereichten und begründeten Auftrag fordern die Unterzeichnenden den Staatsrat auf, ein externes Audit in Auftrag zu geben, um die Funktionsweise des FOA und die Auswirkungen der Bildungspolitik des Unterrichtsamts auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler gründlich abzuklären. Das Audit sollte mindestens folgende vier Aspekte umfassen: Untersuchung von Anschuldigungen über Fälle von Amtsmissbrauch und Mobbing, mit denen einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FOA und insbesondere die Schuldirektionen des 3. Zyklus konfrontiert sind; Untersuchung der Auswirkungen der von der FOA-Führung konzipierten Bildungspolitik auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler; Feststellung, inwieweit die Bildungspolitik den Anforderungen der Gesellschaft entspricht, insbesondere den Erwartungen der Sekundarstufe 2 und der für die Lernenden verantwortlichen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber; sowie die Ermittlung potenzieller Interessenkonflikte angesichts der Zusammensetzung der FOA-Führung, die durch enge persönliche Verbindungen zwischen ihren Mitgliedern gekennzeichnet ist.
Schlüsselergebnisse
Die wichtigsten Punkte, die Antworten auf die vier Fragen der Grossratsmitglieder geben, sind folgende:
- Die Ergebnisse des Audits zeigen, dass die schweren und gezielten Anschuldigungen gegen die Führung des FOA (Belästigung, Klima der Angst, Autoritätsmissbrauch usw.) unbegründet sind.
- Die Untersuchung liefert keine materiellen Hinweise auf Interessenkonflikte auf der Führungsebene des FOA.
- Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Bildungspolitik des Unterrichtsamts den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht wird oder dass die Schülerinnen und Schüler nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit schlechter abschneiden.
- Die Analyse der Auswirkungen der pädagogischen Massnahmen des FOA auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler zeigt gemischte, ja sogar widersprüchliche Ergebnisse. Themen wie die inklusiv ausgerichtete Schule und die Schülerinnen- und Schülerbeurteilung beschäftigen einen Grossteil der Lehrpersonen.
- Das Audit zeigt einige Schwierigkeiten und Belastungen im Arbeitsumfeld auf, insbesondere bei den Lehrpersonen.
- Das Audit hat ergeben, dass es eine verstärkte und besser strukturierte Führung auf allen Hierarchieebenen sowie eine klarere Organisation für ein besseres internes Verständnis braucht.
Drei Ziele erreicht
Die Schwere der in diesem Auftrag geäusserten Anschuldigungen löste in den Reihen der öffentlichen Verwaltung grosse Emotionen und sogar Unverständnis aus. Deshalb hat der Staatsrat beschlossen, ein externes und unabhängiges Audit durchzuführen, um so objektive und umfassende Antworten wie möglich zu erhalten. Diese Analysearbeit verfolgte drei Ziele. Zunächst sollte die den vier Fragen des Auftrags zugrundeliegenden Anschuldigungen beleuchtet werden. Dann sollte die Arbeitsweise des betroffenen Amtes analysiert werden, um zu verstehen, warum und wie es zu dieser angespannten Situation gekommen ist. Schliesslich zielte der Ansatz darauf ab, eine Dynamik der kontinuierlichen und notwendigen Verbesserung in jeder Verwaltung zu fördern. Diese drei Ziele wurden erreicht.
Sechs prioritäre Massnahmen
Gemäss den Empfehlungen des Auditteams unterstützt der Staatsrat die Umsetzung von sechs Verbesserungsmassnahmen, die von der BKAD und dem FOA vorrangig zu ergreifen sind: Die Prävention gegen Mobbing und sexuelle Belästigung hauptsächlich an den Schulen sowie die Anzeigewege stärken, damit sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Angst vor Konsequenzen und wenn nötig auch ohne Einbezug der Vorgesetzten äussern können – einschliesslich des unangemessenen Verhaltens einiger Eltern.Eine interne Ethikcharta erarbeiten, die dem gesamten Staatspersonal zugutekommt und die Regeln für den Umgang mit Interessenkonflikten festlegt. Einen vertraulichen Meldekanal einrichten, um die Transparenz zu erhöhen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Interessenkonflikte ohne Angst vor Vergeltungsmassnahmen zu melden. Die Kompetenzprofile der FOA-Führung bis zum 1. Januar 2026 erweitern. Ein einfaches Hierarchie-Schema erarbeiten und verbreiten, damit die neue Organisation und die Verantwortlichkeiten der einzelnen Personen besser verstanden werden.
Angesichts der festgestellten Sachverhalte würdigt der Staatsrat die Arbeit, die das FOA unter schwierigen Bedingungen geleistet hat. Er unterstützt uneingeschränkt die Umsetzung der oben genannten prioritären Massnahmen, damit auf allen Hierarchieebenen eines der grössten Ämter des Staates wieder Ruhe einkehrt. Er hofft, dass diese gemeinsame Arbeit zur Beruhigung der Lage und zur Stärkung des Zusammenhalts und des Vertrauens auf allen Ebenen beiträgt‒ im Interesse der Schülerinnen und Schüler, der Lehrpersonen, des Amtes und aller Beteiligten im Bildungsbereich.
Dokumentation
Methodik:
Mit dem Audit wurde das Unternehmen MoveUp beauftragt. Es wurde eine Webplattform vorgeschlagen, um der Forderung des Grossen Rates nachzukommen, dass alle Lehrpersonen sowie das Verwaltungspersonal des FOA und der Schulen die Möglichkeit haben sollten, ihre Meinung zu äussern (d. h. rund 4000 Personen, darunter auch die Personen, die das Amt verlassen hatten). 2200 Personen beantworteten den Teil, der sich mit Belästigung und Mobbing befasste, und 2050 Personen den Teil, der sich mit den pädagogischen Massnahmen befasste.
Jede Person, die sich als Opfer von Belästigung und Mobbing fühlte, konnte zudem um ein Gespräch bitten: So wurden 38 Gespräche in speziellen Räumlichkeiten durchgeführt, mit denen die Anonymität gewährleistet werden konnte. Darüber hinaus wurden 79 Gespräche geführt, um Mitglieder der Verwaltung des FOA, anderer Ämter der BKAD und anderer Stellen ausserhalb der BKAD, sämtliche Direktionen von Orientierungs- und Primarschulen sowie die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die angehört werden wollten, und 20 Lehrpersonen (10 von der BKAD und 10 von den Gewerkschaften ausgewählte Lehrpersonen) anzuhören.