Nach der Ausschreibung hat die Jury rund fünfzehn literarische Schaffensprojekte begutachtet. Sie entschied sich einstimmig für zwei Projekte, dasjenige von David Brülhart und das andere von Mélanie Richoz. Ausschlaggebend waren dabei die Qualität, das ambitionierte Ziel der unterbreiteten Schaffensprojekte und die Wichtigkeit der Gewährung eines Stipendiums für deren Realisierung. Im Jahr 2023 waren ebenfalls zwei Stipendien vergeben worden, und zwar an Lou Lepori und Michal Steinemann.
David Brülhart
David Brülhart (1979) ist ein vielseitiger Künstler, der auch als Lehrer und Kurator in Freiburg tätig ist. Mit einer Ausbildung in zeitgenössischer Kunst und Journalismus hat er sich auf seinem beruflichen Werdegang dem Erzählen gewidmet, sei es in visueller Form (Drucke, Installationen usw.) oder in Textform. Neben zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz und in Europa hat David Brülhart auch mehrere Publikationen veröffentlicht, darunter Corps Carbone (2012) und La vie sauvage (2016). Er ist Gründungsmitglied des «Château Bohème» in Tentlingen, des Vereins ATELIER TRAMWAY in Villars-sur-Glâne und des Vereins STAMMTISCH in Freiburg.
Das Stipendium ermöglicht es ihm, sich dem Schreiben von Secret Secret zu widmen, einem Roman, der in Form einer Erzählung die Jugendjahre eines jungen Mannes im Freiburgerland in den 1990er Jahren schildert. Er hinterfragt die Begriffe rund um das Thema Männlichkeit und möchte damit auf intime und poetische Weise die Mechanismen, die bei der Identitätsbildung wirken, die sozialen Massstäbe und Schranken sowie die Spannung zwischen Freiheit und Grenzüberschreitung thematisieren. Dank des Stipendiums kann er sich mehrere Monate lang auf diese literarische Arbeit konzentrieren.
Mélanie Richoz
Mélanie Richoz (1975) ist Autorin und Ergotherapeutin und lebt in Bulle. Neben ihrer Tätigkeit in der Pflege ist sie Autorin zahlreicher Bücher (Romane, Kurzgeschichten, Bildbände, Theaterstücke usw.). Für ihre verschiedenen Projekte hat sie mehrere Preise und Stipendien erhalten, darunter 2011/12 das Stipendium zur Förderung literarischen Schaffens des Staates Freiburg für ihren zweiten Roman, Mue (Slatkine Verlag). Mit ihrem Roman Nani (Slatkine Verlag) gewann sie unter anderem den Publikumspreis RTS 2023 und den Prix du Roman des Romands 2024-25. Sie arbeitet häufig mit Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Kunstsparten zusammen, um Performances zu ihren Texten anzubieten.
Mit dem Stipendium kann sie sich ganz auf die Arbeit an ihrem nächsten Roman konzentrieren, der vorläufig den Titel Requins trägt. In dieser fiktiven Geschichte, die auf der Begegnung zweier Kunstschaffender aus verschiedenen Generationen beruht, wird die Beziehung zwischen Kunst und Menschlichkeit thematisiert und die Rolle der Künstlerin bzw. des Künstlers in einer sich verändernden Zeit hinterfragt, in der die künstliche Intelligenz nicht nur den kreativen Raum, sondern auch die menschlichen Beziehungen bedroht.
Das Stipendium zur Förderung literarischen Schaffens
Freiburger Schriftstellerinnen und Schriftsteller oder solche, die es werden wollen, sollen sich eine Zeitlang ausschliesslich dem Schreiben widmen können. Um so einen Anreiz für das literarische Schaffen zu schaffen, gewährt die Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten (BKAD) über ihr Amt für Kultur alle zwei Jahre ein «Stipendium zur Förderung literarischen Schaffens» an ein literarisches Projekt – Roman, Märchen, Novelle, Lyrikband, Theaterstück, Opernlibretto, Filmdrehbuch – in französischer oder deutscher Sprache. Das Thema kann frei gewählt werden. Die nächste Ausschreibung des Stipendiums zur Förderung literarischen Schaffens wird grundsätzlich im ersten Quartal 2027 erfolgen.