Beschreibung
Der Strassen-, Schienen- und Luftverkehr kann ein Risiko für den Kanton Freiburg darstellen. So kann sich ein Unfall mit einer grossen Anzahl betroffener Personen und/oder mit gefährlichen Stoffen verheerend auswirken.
Gefahren
Je nach Verkehrsmittel und Art des Unfalls können folgende Gefahren bestehen:
- Personenschäden
- Explosionen, Brände
- Vergiftungen
- Chemische, bakterielle oder radioactive Kontamination der Bevölkerung
- Chemische Kontamination von Böden und Gewässern
Begriffserklärungen
Gefahrenart
Für den Transport von Gefahrstoffen muss eine Beschilderung auf dem Verkehrsmittel angebracht werden. Bei Unfällen mit solchen Produkten ist es wichtig, den Rettungsdiensten die Nummern auf dem Schild zu kommunizieren:
Klassen | Begriffsklärrungen | Beispiele | Hauptrisiko |
1 | Explosive Stoffe und Gegenstände | Zünder, Minen, Sprengstoffe, Dynamit usw. | Explosivität |
2 | Verdichtete, verflüssigte, oder unter Druck gelöste Gase | Stickstoff, CO2, Sauerstoff, Butan, Chlor, Ammoniak, Aerosole usw. | Gasförmiger Zustand |
3 | Entzündbare flüssige Stoffe | Benzine, Alkohole, Diesel, Lösungsmittel usw. | Entflammbarkeit |
4.1 | Entzündbare feste Stoffe | Schwefel, Naphthalin usw. | Entflammbarkeit |
4.2 | Selbstentzündliche Stoffe | Geschmolzener weisser, Phosphor, Aktivkohle usw. | |
4.3 | Stoffe, die bei Berührung mit Wasser brennbare Gase entwickeln | Natrium, Calciumcarbid, Lithium usw. | |
5.1 | Entzündend wirkende Stoffe | Wasserstoffperoxid, Kaliumchlorat, Ammoniumnitrat-Dünger usw. | Entflammbarkeit |
5.2 | Organische Peroxide | Cumolhydroperoxid usw. | |
6.1 | Giftige Stoffe | Anilin, Nitrobenzol, Trichlorethen, Pestizide, usw. | Giftigkeit |
6.2 | Ansteckungsgefährliche Stoffe | Krankenhausabfälle, Lösungen, die Mikroorganismen enthalten usw. | |
7 | Radioaktive Stoffe | Uran usw. | Radioaktivität |
8 | Ätzende Stoffe | Salzsäure, Natronlauge, Schwefelsäure usw. | Korrosivität |
9 | Verschiedene gefährliche Stoffe und Gegenstände | Asbest, heisse Produkte (Bitumen, geschmolzene Metalle usw.), PCB, PCT usw. | Giftigkeit, Temperatur, sonstiges |
0 | Keine sekundären Gefahren |
Ereignisbeispiele
2015, Schweiz
Am 25. April um 02:47 Uhr entgleisen in Daillens (VD) sechs Wagen am Heck eines Zuges, der von Basel nach Lausanne-triage fuhr. Der Konvoi befördert gefährliche Chemikalien. Der Unfall, bei dem es keine Verletzten gab, führte zu erheblichen Störungen des Schienennetzes. Der Abschnitt Yverdon-Lausanne war für die SBB-Hauptlinien mehrere Tage unterbrochen. Das umliegende Industriegebiet musste evakuiert werden. Das Trinkwasserpumpwerk Daillens, etwa 250 m vom Unfallort entfernt, wurde eingestellt.
Ein Kesselwagen mit 25 Tonnen Schwefelsäure in einer Konzentration von 98 % wurde nahezu vollständig entleert. Ein «kleines Leck» wurde bei einem anderen Wagen gefunden, der 57 Tonnen Natron in einer Konzentration von 50 % trug. Der dritte umgekippte Wagen, der mit 52 Tonnen Salzsäure in einer Konzentration von 37 % beladen war, war «unversehrt, aber liegend». Der letzte Unfalltank enthielt 23 Tonnen Methylendianilin. Die äussere Struktur des Wagens war deutlich beschädigt, aber nicht der Tank mit dem Produkt, der krebserregend ist. Zu keinem Zeitpunkt bestand eine Gefahr für die Bevölkerung, da es keine toxische Wolkenbildung gab.
Was die Sachschäden betrifft, so musste neben den Schäden am Rollmaterial auch das Gleis auf ca. 300 m überprüft und teilweise ersetzt werden; zwei Schalter mussten umgebaut werden; zwei Masten und zwei Gabeln wurden ebenfalls zerstört; zwischen 10 und 15 Kilometer Kabel wurden ausgetauscht; einige der technischen Schränke an der Verriegelungsstation Daillens wurden «demontiert».
2013, Schweiz
Am 29. Juli kollidieren zwei Regionalzüge, die sich kreuzen sollten, ein paar Dutzend Meter vom Bahnhof von Granges-près-Marnand entfernt, auf der Linie der Broye longitudinale. Beide Züge transportierten 46 Passagiere.
Der Fahrer des Regioexpress, ein 24 Jahre alter Franzose, verstarb sofort nach der Vollbremsung. Es gab auch 35 Verletzte, darunter 5 Schwerverletzte. 25 Personen wurden in die Krankenhäuser in der Region transportiert.
30 Krankenwagen, ein Hubschrauber, 34 Ärzte und Krankenpfleger, 37 Polizisten und 28 Feuerwehrleute wurden an die Unfallstelle geschickt.
2013, Kanada
Am 6. Juli entgleist ein aus fünf Lokomotiven und 72 mit Leichtrohöl beladenen Wagen bestehender Zug in Lac-Megantic, Quebec. Es kommt es zu einer Feuersbrunst und zu mehreren Explosionen, die das Stadtzentrum zerstören und den Tod von 47 Menschen zur Folge haben.
2012, Schweiz
Am 13. März prallt ein Bus, der mit Schülern und ihren Betreuern nach Belgien zurückfuhr, in die Wand eines Tunnels in der Nähe von Siders. 28 Menschen, darunter 22 Kinder, kommen ums Leben.
1994, Schweiz
In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni entgleisen in Lausanne 14 Eisenbahnwagen teilweise oder vollständig. Ein Wagen ist mit 24'000 Litern Thionylchlorid (UN-Nummer 1836) beladen und zwei weitere mit je 47'000 Litern Epichlorhydrin (UN-Nummer 2023). Der erste Tank mit Epichlorhydrin wurde leicht angebrochen, wodurch es zu einem Abfluss kommt.
Elf Personen wurden während des Einsatzes leicht verletzt. Die Entgleisung hatte einen totalen Unterbruch des Verkehrs im Bahnhof von Lausanne vom Mittwoch 29. Juni um 02.56 Uhr bis Freitag 1. Juli 1994 um 23.00 Uhr und die Evakuierung eines Stadtviertels zur Folge. Insgesamt standten bei dem Unfall am ersten Tag 705 Hilfskräfte, am zweiten 850, am dritten 826, am vierten 214 und am fünften und letzten 78 im Einsatz.
Verhaltensempfehlungen
Im Falle eines Unfalls im Strassen- oder Bahnverkehr, wenn Sie Zeuge oder Opfer sind:
- Lösen Sie den Alarm aus, indem Sie die Polizei anrufen (Nummer 117). Geben Sie den Ort, die Art des Verkehrsmittels, die ungefähre Zahl der Opfer, die Art des Schadenfalls und wenn mögliche die Produktnummer und den Gefahren-Code (Abbildung in Begriffserklärung) an.
Allfällige Opfer nicht bewegen, ausser im Falle eines Brandes.
Wenn es toxische Produkte gibt, verlassen Sie die Unfallstelle in einem rechten Winkel oder gegen den Wind, schützen Sie sich in einem Gebäude (Abschirmung) oder verlassen Sie schnell die Zone (Abstand), waschen Sie sich mit Wasser im Falle von Reizung und ziehen Sie sich wenn möglich um. Beim Auftreten von ungewöhnlichen Symptomen suchen Sie einen Arzt auf.
Wenn Sie in einer Risikozone leben:
- Folgen Sie den Abschirmungsanweisungen, das heisst: Verschliessen Sie alle Lufteinlässe (Türen, Fenster, Lüfter usw.), stoppen Sie die Lüftung und die Klimaanlage und löschen Sie alle Flammen und Funken.
Versuchen Sie nicht, Familienmitglieder zu erreichen, wenn sie draussen sind.
Vermeiden Sie Telefonanrufe damit die Rettungsdienste die Netzwerke optimal nutzen können.
Schalten Sie das Radio ein und verlassen Sie das Haus erst, wenn der Alarm vorbei ist oder bei einem Evakuierungsbefehl.
Nach einem Alarm:
- Lüften Sie den Schutzraum