Plätze und Strassen, öffentliche Bauten und Kirchen waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit von Skulpturen geradezu bevölkert. Im Aussenraum oder als fester Bestandteil von Architektur auch im Inneren von Gebäuden waren diese Werke meist aus Stein gehauen. In Freiburg bot der Sandstein Bildhauern einen angenehmen Werkstoff, da er relativ weich und deshalb leicht zu behauen war. Aus dem gleichen Grund wurden die daraus gefertigten Werke im 20. Jahrhundert jedoch auch besonders von Schadstoffen in der Luft und im Regen beeinträchtigt, umso mehr, als man zuvor häufig aus Geschmacksgründen die ursprüngliche Bemalung – auch ein Schutz – entfernt hatte. Deshalb liessen die Denkmalpfleger schon ab 1900 für die ursprünglichen Standorte Kopien der wichtigen noch erhaltenen Skulpturen anfertigen; die Originale wurden ins Museum übergeführt. Ähnlich verfuhr man auch mit Objekten aus dem härteren Neuenburger Kalkstein.
Das Lapidarium (Ausstellungsort für Steinskulptur) ist im grossen Saal des ehemaligen Schlachthofs und in drei angrenzenden Nebenräumen eingerichtet. Der höchst eindrückliche Hauptraum wird bestimmt durch die leicht geschweifte Rückwand. Ihre archaische Erscheinung – mächtige, unregelmässige Tuffblöcke – weist darauf hin, dass es sich um die Stadtmauer des 13. Jahrhunderts handelt. Die monumentale Skulpturengruppe vom Westportal der Freiburger Kathedrale, zwölf Apostel mit der Verkündigung an Maria, zieht den Blick der Eintretenden zuerst auf sich. Eine explizit sakrale Thematik eignet überdies dem Kruzifix von Châbles, dem Gnadenstuhl von einem der Freiburger Stadttore oder den Heiligenfiguren. Daneben hatten jedoch auch das Grabmal des Ritters von Düdingen und die grandiose Serie der Freiburger Stadtbrunnen aus dem 16. Jahrhundert religiöse Funktionen: Ihre Gestalten sollten die Menschen im Alltagsleben stets ans Jenseits und an den wahren Glauben (in Freiburg seit dem frühen 16. Jahrhundert die katholische Konfession) erinnern. Der Schöpfer der meisten dieser Brunnen, Hans Gieng, arbeitete indes nicht nur für das katholische Freiburg, sondern auch für das reformierte Bern, wo er ebenfalls eine eindrückliche Reihe von Brunnen schuf. – Sogar bei einem zeitgenössischen Werk, dem «Retable des petites bêtes» von Jean Tinguely, spielen religiöse Aspekte mit.
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