Maisingen
Seit dem 19. Jahrhundert ziehen die Freiburger Kinder am 1. Mai einzeln oder in Gruppen von Haus zu Haus, um mit Liedern die Ankunft des Frühlings anzukündigen. Als Belohnung erhalten sie ein paar Geldmünzen und Süssigkeiten, während die mayintsètè (Meisen) zu Beginn des letzten Jahrhunderts Eier oder Früchte erhielten. Voller Freude über ihren schulfreien Tag streifen die jungen Sängerinnen und Sänger zu Fuss oder mit dem Velo durch ihren Ort und gelegentlich durch Nachbargemeinden. In der Stadt suchen sie vorzugsweise Geschäfte und Restaurants auf, wo sie sicher sind, dass man ihnen zuhört.
Manche spielen ein Musikstück auf einem Instrument, und im Greyerzerland kommt es nicht selten vor, dass ein paar Kinder Dzaquillon und Bredzon tragen und/oder in Patois singen. Das Tragen der Tracht bei solchen Anlässen gehört auch zu den Gewohnheiten der Greyerzer Jugendvereine, die wie ihre meisten Freiburger Altersgenossen am Abend oder bereits am Vortag vor den Haustüren singen; gelegentlich bietet man ihnen ein Getränk an, und häufig erhalten sie einen Umschlag zugesteckt.
Trotz der abnehmenden Zahl der Sänger, die mitunter durch verschlossene Türen enttäuscht werden, ist die Tradition recht lebendig, teilweise dank der Lehrpersonen, die mit ihren Klassen Lieder einüben. Sie wird auch in vielen Familien gepflegt. 2001 führte die Freiburger Chorvereinigung einen Singwettbewerb ein, dessen Finale im Musikkonservatorium Freiburg stattfindet. Dies mag ein Versuch sein, eine in der Schweiz einzigartige Tradition zu erneuern, die sich grosser Beliebtheit erfreut.
Bemerkungen
In der Auvergne und in anderen französischen Regionen gab es früher den Brauch des Maisingens, der jedoch häufig verschwunden ist.
Hören - Sehen
Archiv RTS, 1968, 3'06'': Chanter le 1er mai
RTS, 2006, 1'58'': Les petits chanteurs du 1er mai ont désormais leur concours
Links
Lyoba - Webportal des Greyerzbezirks: Le 1er mai, en Gruyère, les enfants chantent
Freiburger Chorvereinigung : Concours du 1er mai et son Histoire
Maisingen:Hintergrund von Anne Philipona
Referenzen
Autor
Florence Bays
Übersetzung: Hubertus von Gemmingen