Brätzele werden ein, zwei Wochen vor der Chilbi in der Grossfamilie oder Verwandtschaft gebacken. Das Stichwort heisst Arbeitsteilung, die Arbeitsschritte werden gleichzeitig ausgeführt. Erster Schritt ist das Formen der Tradle, zu Ovalen geformten Teigschlangen. Dann legt man zwei Tradle über Kreuz auf ein heisses Bretzeleisen, so dass fünf Löcher entstehen. Die Brätzele werden auf dem Herd beidseitig zirka 15 Sekunden lang ausgebacken und zum Auskühlen auf ein Küchentuch gelegt. In der Grossfamilie laufen mehrere Herde gleichzeitig. Jede Familie nimmt die aus ihrem eigenen Teig hergestellten Brätzele mit nach Hause.
Das Wissen um die Herstellung der Brätzele wird von Generation zu Generation weitergegeben. Viele Bretzeleisen tragen das Jahr ihrer Entstehung. Die Datierung der Eisen ist denn auch das beste Indiz für das Alter der Tradition: Brätzele werden mindestens seit dem 18. Jh. hergestellt.
Früher ausschliesslich im Holzofen ausgebacken, nutzt man heute oft Gasherde. Bretzeleisen werden weitervererbt, aber auch neu produziert. Man schenkt ein neues Eisen mit Datierung und Initialen z. B. zum Ausbildungsabschluss.
Seisler Brätzele isst man längst nicht mehr nur an der Chilbi. Sie gehören zu den Festen im Sensebezirk dazu. In lokalen Geschäften können sie das ganze Jahr über gekauft werden.
Text : Franziska Werler
Für weitere Informationen
- WERLEN, Franziska : « Seisler Brätzele ». In 40 x Seiselann, Freiburg, Schriftleitung Beat Hayoz, Hrsg. Sensler Museum, 2015, S. 133-135
- MÜLHAUSER, Pirmin, "D Chülbi isch da. In Ds Oberlann uuf, Freiburger Bibliothek 5, Freiburg, 1984