Der Tragbügel war oft mit Schnitzereien oder Metallbeschlägen verziert. Zahlreiche solcher Tragbügel aus dem 17. Jh. haben die Zeit überstanden. Zwischen 1730 und 1750 wurden die hölzernen Tragbügel durch Halsbänder aus Leder ersetzt, die im Patois „rimô“ genannt wurden. Bevorzugt wurden Glockenriemen aus weissem Leder, die mit Streifen aus schwarzem Leder bestickt und mit Verzierungen aus rotem Tuch versehen waren. Die ersten Motive waren inspiriert von den Schnitzereien auf den hölzernen Tragbügel. Mit den Verzierungen aus Pflanzenmotiven und Arabesken erreichte dieses Kunsthandwerk im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts seinen Höhepunkt. Der Niedergang folgte im 19. Jahrhundert als Glocken aus Bronzeguss, die mit einem einfachen schwarzen Lederriemen getragen wurden, in Mode kamen.
Als man um 1910 wieder damit begann, Treicheln zu schmieden und die grossen Glocken ebenfalls mit bestickten Tragriemen versehen wurden, erlebte das Handwerk eine Renaissance. Seit dieser Zeit stellen die Sattler Glockenriemen her, deren Verzierungen den Motiven des 18. Jahrhunderts abgeschaut sind; es sei denn, ein Handwerker erarbeite sich seinen eigenen Stil.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts tauchen Kartuschen mit gemalten Szenen aus dem Älplerleben oder dem Bild einer prämierten Kuh auf, aber auch gestickte Inschriften, die an einen Geburtstag oder ein besonderes Ereignis erinnern. Noch heute pflegen Berufssattler wie auch Amateure diese Tradition im Kanton Freiburg und in welschen Kantonen, in welchen Viehzucht betrieben wird. Die Aufträge werden von Bauernfamilien, Viehzuchtgenossenschaften, Organisatoren von Milchviehaussstellungen aber auch von Privaten für Dekorationszwecke erteilt. Bei Alpabzügen, Veranstaltungen von Viehzüchtern und manchen Umzügen kann man auch heute noch die Schöpfungen dieses kreativen Kunsthandwerks bewundern.
Im Kanton gibt es drei Gruppen: die Battants de La Roche, deren Statuten aus dem Jahr 1996 stammen, die Sonneurs de Vuisternens-devant-Romont, die 2002 gegründet wurden, und den Trychlerklub Spitzfluh Plaffeien, der 2004 gegründet wurde.
Text : Denis Buchs
Übersetzung : Anton Jungo
Für weitere Informationen
- BUCHS, Denis (collab. SCHALLER, Anne) : Au pays des sonnailles, Bulle, 2000.
- BOVET, Jean-Claude, MOOR, Hannes und HALDI, Ulrich Chr. (et al.) : Faszination. Historische Treicheln & Saaneglocken. Anciennes sonnailles & cloches du Gessenay, Saanen, 2010.
- QUARTIER, Claude : Cloches et sonnailles, Lausanne, 2011 (insbesondere S. 92-113).
- SCHWALLER, Robert: Treicheln, Schellen, Glocken – Sonnailles et Cloches. Freiburg 1996.