Allgemeines
Der 1998 entdeckte Abri liegt rund 6 km von der Stadt Freiburg entfernt in den Saaneschluchten und erstreckt sich am Fusse einer steilen Felswand. Das durch Naturkräfte skulpturierte Felsschutzdach öffnet sich nach Südwesten auf eine ausgedehnte Flussaue mit terrassenförmigen Ablagerungen der Saane.
Der nordwestliche Bereich des Abris ist durch eine Auskragung der Felswand auf einer Länge von ungefähr 15 Meter und einer Breite von 4-5 m überdacht. Diese gegen Witterungseinflüsse gut geschützte Zone bietet ideale Siedlungsbedingungen.
Die fast 3 m mächtige Sedimentschichtung zeigt Spuren einer offenbar temporären und wiederholten Besiedlung durch die letzten Jäger- und Sammlergemeinschaften, die unser Gebiet während des Mesolithikums (10000/9500 bis 5000/4500 v.Chr.) durchzogen.
Schutzmassnahmen
Weil sich die 1999 zum Schutz der Fundstelle ergriffenen Massnahmen teilweise als unzureichend erwiesen hatten, war eine Rettungsgrabung notwendig geworden. Die 2003 begonnene Erforschung des nordwestlichen Bereichs des Abris (rund ein Drittel der gesamten Fläche) wurde im Rahmen einer auf mehrere Jahre angelegten Lehrgrabung geplant, an der sich das AAFR und die Universitäten von Freiburg, Bern und Neuenburg beteiligen.
Bei der untersuchten Fläche handelt es sich um ein dreieckiges, zirka 20 m2 grosses Areal mit einem ausgeprägten Nordwest/Südost-Gefälle. Mächtige Schwemmschichten bilden den Untergrund der Auffüllung. Darüber fand sich eine Abfolge von anthropogenen und natürlichen Depots, deren Mächtigkeit je nach Sektor zwischen zwei und vier Metern schwankt.
Aufgrund der unterschiedlichen Erosionsgrade der Fundstelle wurden während der Grabungskampagne 2003 mehrere archäologische Horizonte, die sich unterschiedlichen Belegungsphasen zuordnen lassen, auf verschiedenen Sektoren gleichzeitig untersucht.
Forschungsgeschichte
Frühling 1998.
S. Menoud, Mitarbeiter des AAFR, sammelt im Abri einige Steinartefakte auf. Einige Zeit später werden die Schichten am Fusse des Abris bei Pflügarbeiten in Mitleidenschaft gezogen und das darin enthaltene archäologische Fundmaterial auf den weiter unten liegenden Acker verschleppt. Dutzende von Artefakten und zahlreiche faunische Überreste werden seither regelmässig bei Oberflächenprospektionen eingesammelt.
Frühling/Sommer 1999
Als Massnahme zum Schutz der Fundstelle beschliesst das AAFR, das zuvor zerstörte Profil durch eine niveauausgleichende Auffüllung zu sichern. Nach der Anbringung eines Geotextils, werden 80m3 Steine auf das Profil geschichtet, um so ein künstliche Böschung zu schaffen. Das dazu verwendete Steinmaterial stammt aus der Saane.
3. bis 4. Mai 2001
Starke Regenfälle führen zu einem Abrutschen von mehr als 2m3 Erde im nordwestlichen Teil des Abris, in einem Bereich, der nicht durch eine künstliche Böschung verstärkt worden war. Die Schlämmung des sich am Fusse des Abris angesammelten Sediments liefert mehrere Hundert Steinartefakte und zahlreiche faunische Überreste.
10. Juli 2001
Zur Stabilisierung und Bildung einer Vegetationsdecke wird eine Gittermatte aus Geotextil auf dem eingestürzten Profil angebracht (M. Mauvilly und G. Tekeste).
25. August bis 1. Oktober 2003
Erste Grabungskampagne auf der Fundstelle (Lehrgrabung im Rahmen von BENEFRI) unter der wissenschaftlichen Leitung von M. Mauvilly und L. Dafflon.
2004-2006
Die Lehrgrabung findet jedes Jahr im September für die Dauer von vier Wochen statt. Es nehmen Studierende aus Freiburg, Bern, Neuenburg und Basel teil.