François-Xavier Menoud (1821–1904), konservativ
François-Xavier Menoud besucht die Primarschule seines Heimatdorfes und ab 1834 den Unterricht des Chorherrn Lhoste in Romont. Anschliessend ist er Schüler des Kollegiums St. Michael, das er mit der Matura abschliesst, um dann zwei Jahre am Theresianum in Innsbruck zu unterrichten (1845–1846). Nach Freiburg zurückgekehrt (1847), ist er Sekretär des Erziehungsrats, als der Sonderbundskrieg ausbricht, an dem er als Unterleutnant teilnimmt. 1847–1848 arbeitet er zehn Monate lang in der Kanzlei des Anwalts Wuilleret. Wegen seiner Teilnahme an einem gescheiterten Aufstand (22. Oktober 1848) muss er vier Jahre im Ausland verbringen. Er lebt in Frankreich, gibt Privatunterricht in Lyon (1848) und ist dann als Hauslehrer in der Familie des Vicomte de La Chapelle in Uxelles (1849–1851) tätig.
Nach Freiburg zurückgekehrt, studiert er an der Rechtsakademie (1852–1854) und absolviert gleichzeitig ein Praktikum bei Notar Tissot. Am 21. November 1854 erwirbt er sein Notarspatent. Als Notar ist er im Greyerzbezirk (1852–1854) und im Saanebezirk (1854–1876) tätig. Menouds politische Karriere beginnt im Grossen Rat : Nach seiner Wahl im Dezember 1856 ist er 45 Jahre lang Abgeordneter, bis er 1901 zurücktritt und seinen Platz seinem Sohn Paul überlässt. Er ist auch unter der Bundeskuppel aktiv : Sechsmal entsendet ihn der Grosse Rat in den Ständerat, in dem er von 1872 bis 1883 sitzt. Am 8. Mai 1874 wird er ein erstes Mal in den Staatsrat gewählt, lehnt aber diese Ehre aus beruflichen – er zögert, sein florierendes Notariat aufzugeben – und familiären Gründen ab, da ihm sein Schwiegervater Frossard davon abrät. An seiner Stelle wird Théraulaz Staatsrat. Am 1. August 1876 wird Menoud als Nachfolger Perrouds zum zweiten Mal in den Staatsrat gewählt und übernimmt die Baudirektion (1876–1878). Von 1878 bis 1881 ist er Justizdirektor und verfasst die Strafprozessordnung und die Gesetze über den Zivilstand und die Ehe.
An der Spitze der Finanzdirektion (1882–1892) zeigt er sein wahres Können. In Fortsetzung des Werkes von Weck-Reynold reduziert er die Staatsschuld, indem er für den Kanton günstige Konvertierungsanleihen ausgeben lässt. Er ändert das Registrierungsgesetz (1882) und kann das Gesetz über die Staatsbank (1892) in Kraft setzen. Rasch ist Menoud einer der starken Männer der Regierung, deren Präsidium er mit Weck-Reynold und dann mit Théraulaz teilt : 1878, 1880, 1882, 1884, 1886, 1887, 1889, 1891 und 1892 amtiert er als Primus inter pares des Staatsrats. Als eifriger Konservativer der « alten Schule » stellt er sich dem Aufstieg Georges Pythons und der jungen ultramontanen Konservativen nicht entgegen. Dafür wird der ehrwürdige Magistrat und neunmalige Staatsratspräsident belohnt, indem man ihn zum Direktor der Staatsbank ernennt, ein Amt, das er bis 1900 ausübt.
Menoud spielt eine grosse Rolle in Wirtschaftsangelegenheiten. So ist er an der Reorganisation der Brauerei Beauregard beteiligt, sitzt im Verwaltungsrat der Westschweizerischen Eisenbahngesellschaft (1877–1889) und der Jura-Simplon-Bahn (1890–1900). Er ist Vizepräsident und dann Präsident des Aufsichtsrats der Kantonalbank und gehört den Verwaltungsräten der kantonalen Hypothekarkasse (1881–1893) und der Schweizerischen Hypothekenbank (1889–1902) an.
Von 1900 an zieht er sich aufgrund seines hohen Alters und seiner schwächlichen Gesundheit immer mehr aus der Politik und dem Geschäftsleben zurück und überlässt seinen Platz seinem Sohn Paul. Am 15. September 1904 stirbt er in Freiburg im Alter von 84 Jahren. Mit ihm verschwindet einer der letzten Akteure der Ereignisse von 1848 und der 1856 an die Macht gelangten Generation. Menoud ist eine interessante Persönlichkeit : ein Notar, der in der Politik Erfolg hat und in den Jahren 1880–1890 (mit Théraulaz) zum starken Mann des Kantons wird, der mit Finanzen umzugehen weiss und seine Karriere an der Spitze der neuen Staatsbank beendet, der Konkurrentin der von den Radikalen gegründeten Kantonalbank.