Im Frühling 2020 hat eine Privatperson bei Geländearbeiten in Vuisternens-devant-Romont ein vollständig erhaltenes Elchgeweih ausgegraben. Ein Jahr später schenkte der Finder das Geweih dem Naturhistorischen Museum Freiburg. Dieses wollte es genau wissen und liess das Fundstück vom Schweizerischen Institut für Speläologie und Karstforschung datieren. Die Radiokarbondatierung ergab, dass das Geweih aus der Zeit zwischen 9126 und 8760 v. Chr. stammt.
Der Elch besiedelte Mitteleuropa schon gegen Ende der letzten Eiszeit. Der Rückgang der alpinen Vereisung begünstigte seine Ausbreitung. Der Fund aus Vuisternens-devant-Romont (790 Meter ü. M) belegt, dass der Elch vor 10 000 Jahren in den Sumpfwäldern der Region einen geeigneten Lebensraum vorfand. Dies ist laut den Experten des Schweizerischen Instituts für Speläologie und Karstforschung deshalb bemerkenswert, weil die meisten bekannten Elchnachweise aus der Schweiz aus Lagen zwischen 1000 und 1800 Meter ü. M stammen. Der Vuisternens-devant-Romont am nächsten gelegene Nachweis stammt aus La Rogivue (VD, 840 Meter ü. M) und reicht in die gleiche Periode zurück. Elche lebten damals also durchaus auch in tieferen Lagen, wenn es ihnen dort gefiel. Ab der Jungsteinzeit (5800–4000 v. Chr.) ging der Bestand deutlich zurück, da sich die Vegetation aufgrund der zunehmenden menschlichen Aktivitäten veränderte.
Für Peter Wandeler, Direktor des Naturhistorischen Museums, ist das Geweih aus Vuisternens-devant-Romont vor allem wegen seines Alters und seines guten Erhaltungszustandes aussergewöhnlich: «Es erlaubt eine klare räumliche und zeitliche Verortung dieser Tierart.» Das Geweih ist ab sofort in der Vitrine «Focus Museum» zu sehen. Seit dem vergangenen Jahr präsentiert das Museum dort zweimal jährlich ein neues aktuelles Thema aus der Natur. Die Schenkung des Elchgeweihs hat es zum Anlass genommen, um sich dieses Mal den Geweihträgern (Cervidae) der Region zu widmen. Der Elch ist zwar schon vor etwa 1000 Jahren aus der Schweiz verschwunden, doch die Besucherinnen und Besucher erfahren allerlei Wissenswertes über zwei seiner Verwandten, die bei uns weit verbreitet sind: den Rothirsch und das Reh. Kurze Texte, Fotografien und Illustrationen, aber auch Töne und ein Video zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf und geben Einblick in die Lebensweise der beiden Arten.
Reportage sur RTS Infos - 19h30