Seit einigen Wochen raschelt und zittert es im Totholz. Unbeeindruckt von der Corona-Pandemie, erwachen unter den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne kleine Tiere zum Leben. Unter ihnen finden sich Insekten mit verdickten Deckflügeln, oft metallisch glänzenden Farben und starken Beinen. Es handelt sich um Totholzkäfer. Viele von ihnen haben den Grossteil des Winters gut versteckt im Totholz in Kältestarre verbracht, als Larven oder bereits als ausgewachsene Käfer.
2018 hat das Naturhistorische Museum Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Zentrum für die Kartografie der Fauna ein Projekt zur Inventarisierung der Totholzkäfer in den Wäldern des Kantons Freiburg lanciert. In verschiedenen Wäldern des Greyerzbezirks wurden Fallen aufgestellt, die bald wichtige Entdeckungen ermöglichten: 331 Käferarten wurden nachgewiesen, 38 davon zum ersten Mal im Kanton Freiburg. Drei der gefundenen Arten gelten gar als europäische Primärwald-Reliktarten. Derzeit läuft die Identifizierung der im Jahr 2019 gefundenen Käfer. Parallel dazu hat das Team des Museums die nächste Etappe in Angriff genommen, dieses Mal im Sense- und im Vivisbachbezirk.
Nachdem das Schwergewicht in den letzten beiden Jahren auf Nadelwäldern lag, wurden diesen Frühling die ersten Fallen in Auenwäldern des Sensebezirks aufgestellt. Das dortige Totholz könnte, selbst wenn es vom Fluss mitgeschwemmt wurde, weitere bisher im Kanton nicht beobachtete Arten verbergen. Jede dieser Arten kann neue Erkenntnisse über die Gesundheit unserer Wälder liefern. Tatsächlich haben Totholzkäfer spezielle ökologische Vorlieben, und bestimmte Arten gelten als Bioindikatoren: Das heisst, dass Biologinnen und Biologen von ihrer Anwesenheit auf den Zustand des untersuchten Waldes schliessen können.
Noch gibt es viele Wissenslücken über die Insektenpopulationen in unserem Kanton. Doch zumindest die Totholzkäfer geben nun allmählich einige ihrer Geheimnisse preis. Fortsetzung folgt!