Joseph Wicky (1788-1856), radikal
Seine Eltern sind Jacques-Xavier Wicky (1757- ?), Vermessungskommissar (1784) und Notar (1786), und Marie-Catherine geb. Guillod. Jacques-Xavier spielt eine wichtige Rolle in der Helvetischen Republik: Er ist Mitglied (1798-1803) und Präsident (1800-1803) der Verwaltungskammer des Kantons Freiburg, welche die örtlichen Güter der Zentralregierung verwaltet. Zudem ist er Mitglied des kantonalen Gerichts. Unter der Mediation ist er als Einnehmer tätig (1803-1814). Joseph Wickys Neffe Jean-Edouard (1832- 1884) ist Gründer und erster Direktor der Kunstdüngerfabrik, in der er mit dem Arzt Félix Castella zusammenarbeitet, der der Sohn eines radikalen Staatsrats des Regimes von 1848 ist.
Der junge Joseph Wicky durchläuft eine Militärkarriere im Dienst des Napoleonischen Reiches und beteiligt sich an den Feldzügen in Preussen (1806), Polen (1806-1807) und Österreich (1809). In der Schlacht von Wagram (1809) wird er durch einen Kopfschuss verletzt. Anschliessend dient er in Portugal und Spanien (1810-1812) und entgeht so dem Russlandfeldzug. In der Schlacht von Almeida (1811) wird er durch eine Kugel in den Oberschenkel und einen Lanzenstoss in die Wange verletzt.
Als kühner Draufgänger in der französischen Kavallerie bezwingt er bei der Belagerung von Burgos mit zwölf Mann einen Artilleriezug. Er nimmt an der Völkerschlacht von Leipzig teil (1813) und erhält die Ehrenlegion. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz ist er Hauptmann-Instruktor der Freiburger Kavallerie (1817-1831) und dann Chef dieser Truppe. 1832 wird er zum kantonalen Oberstleutnant ernannt. 1837 wird er in den eidgenössischen Generalstab berufen, und man vertraut ihm mehrere wichtige Kommandos an.
Der begabte Offizier, der den Krieg aus eigener Erfahrung kennt, betritt im November 1847, als Mitglied der provisorischen Regierung und Kriegsdirektor das politische Parkett. Am 8. März 1848 wird er mit 56 von 62 Stimmen an siebter Stelle in den Staatsrat gewählt. Seine Kollegen setzen ihn an die Spitze der Kriegsdirektion, die er von 1848 bis 1855 leitet. Er bringt das Gesetz vom 16. Januar 1848 über die Organisation der Freiburger Miliz durch. Wicky ist nicht nur Kriegsdirektor, sondern auch Chefkommandant aller freiburgischen Truppen im Rang eines Obersts. Er spielt eine grosse Rolle bei der Unterdrückung der Aufstände von Nicolas Carrard.
Am 27. November 1855 wird er mit einem schlechten Ergebnis wiedergewählt (im fünften Wahlgang mit 34 von 65 Stimmen) und zieht sich ausgehend davon aus dem Staatsrat zurück. Ein Jahr später, am 31. Dezember 1856, stirbt er im Alter von 68 Jahren.
Aus dem Französische übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine