Kanton

Samstag 24. Mai 2003, Kanton


Ziel ist harmonisches Zusammenleben
Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft (DFAG) fasst Resolution zu den Sprachenartikeln
Die DFAG ruft die Freiburger Bevölkerung auf, sich an der Vernehmlassung zum Verfassungsentwurf zu beteiligen und bei der Bestimmung über die Amtssprachen die ursprünglich von der Kommission eingebrachte Version zu unterstützen. Diese sichere am besten den Sprachenfrieden.
Von WALTER BUCHS
An ihrer Generalversammlung vom Donnerstagabend in Düdingen hat die Deutschfreiburgische Arbeitsgemeinschaft (DFAG) einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der sie zu den Sprachenartikeln im Verfassungsentwurf Stellung nimmt. Darin werden Institutionen, Organisationen und Einzelpersonen aufgerufen, sich im Rahmen der Vernehmlassung zum Vorschlag der Kantonsverfassung gegen die Regelung der Amtssprachen nach dem Territorialitätsprinzip auszusprechen.
Gegen Verwendung des Begriffs «Territorialitätsprinzip»
Zweisprachige Gemeinden sollten befürwortet werden. Dazu sollte aber aus Respekt vor der Gemeindeautonomie der Kanton keine Zustimmung geben müssen. Die DFAG empfiehlt schliesslich, einen Zusatzantrag zu unterstützen, der gegenwärtig ebenfalls lediglich als Minderheitsantrag im Entwurf steht (Artikel 71). Dieser besagt, dass «Kinder, welche in einem im Sprachgrenzgebiet liegenden Schulkreis wohnen, in der Amtssprache ihrer Wahl, nötigenfalls in einem anderen Schulkreis, eingeschult werden können».
Betreffend die Regelung über den Gebrauch der Amtssprachen unterstützt die DFAG die ursprünglich von der Kommission im Verfassungsrat beantragte Formulierung, welche im Verfassungsvorentwurf in Artikel 7 als Minderheitsantrag B aufgeführt ist. Mit der Resolution beantragt sie nun der Freiburger Bevölkerung, diese Fassung im Rahmen der Vernehmlassung ebenfalls zu befürworten. Dieser Vorschlag gewährleiste «am besten das harmonische Zusammenleben der beiden Sprach- und Kulturgemeinschaften dieses Kantons» und sichere den Sprachenfrieden für die Zukunft.
Der Kommissionsvorschlag sieht die Einführung von zweisprachigen Gemeinden im Sprachgrenzgebiet vor. Der Ausdruck «Territorialitätsprinzip» wird nicht verwendet, aber genau gleich wie in der neuen Bundesverfassung umschrieben. Im Laufe der 1. Lesung des Vorentwurfs wurde nun im Verfassungsrat mehrheitlich eine Formulierung gutgeheissen, die diesen Grundsatz wieder explizit enthält. Diese figuriert im Vorentwurf als Hauptvorschlag.
Verfassungsrat Anton Brülhart, Düdingen, gab an der DFAG-Jahresversammlung einen Einblick, wie im Verfassungsrat in dieser heiklen Thematik um Formulierungen gerungen wurde. Auch wenn der Vorschlag der Mehrheit Verbesserungen im Vergleich zur geltenden Verfassung enthalte, sei er mit etlichen Mängeln behaftet. Er hoffe, so Brülhart, dass nach der Zeit der Eisheiligen, die offensichtlich noch andaure, in den kommenden Monaten der Weg zum Sprachenfrühling gefunden werde. Dazu brauche es Ausdauer und Standfestigkeit.
In den einleitenden Erwägungen zur DFAG-Resolution, die sprachlich noch überarbeitet und dann auch französisch publiziert wird, wird unterstrichen, dass «die Verständigung unter den beiden wichtigsten Sprachgemeinschaften des Kantons das Fundament der Sprachenpolitik ist». Die explizite Verwendung des Begriffs «Territorialitätsprinzip könnte das harmonische Zusammenleben aber beeinträchtigen, insbesondere dann, wenn es als Grundsatz «Ein Territorium - eine Sprache» und damit «eine Gemeinde - eine Sprache» angewendet wird. In diesem Fall könnte die strikte Anwendung des «Territorialitätsprinzips» nach Auffassung der DFAG in zweisprachigen Gemeinden auf Dauer zur Unterdrückung und letzten Endes zum Verschwinden der sprachlichen Minderheit führen. Zudem seien damit auch wirtschaftliche Nachteile verbunden.
In der von den rund 30 anwesenden Mitgliedern rege benutzten Diskussion stellte Rechtsprofessor Peter Hänni, Murten, die Frage: «Liegt die Zukunft des Kantons in der gegenseitigen Abschottung oder in der Zweisprachigkeit?» Das sei schliesslich das entscheidende Problem in der Diskussion. In der letzten Phase der Ausarbeitung der neuen Kantonsverfassung sei es jetzt noch Zeit, «zur Vernunft zu kommen». Er ermunterte deshalb die Verfassungsrätinnen und Verfassungsräte, den Mut nicht zu verlieren und für jene Lösung zu kämpfen, die ihnen wichtig scheine.
Bernadette Hänni, Präsidentin der Kommission, die für die Ausarbeitung der Sprachenartikel verantwortlich zeichnet, stellte fest, dass das Territorialitätsprinzip im Seebezirk völlig daneben sei. Beide Sprachen seien in dieser Region historisch gewachsen und würden mit viel Pragmatismus und Offenheit gebraucht. Eine verfassungsmässige Einschränkung würde im Bezirk sogar als «Frechheit» empfunden.
Theater vor Jubiläumsjahr
In seinem ausführlichen Jahresbericht erinnerte DFAG-Präsident Josef Vaucher an die Verleihung des Preises für Zweisprachigkeit im vergangenen November und gab bekannt, dass dieser Preis auch im laufenden Jahr vergeben werde. Aus der Entwicklung der sprachlichen Verhältnisse, wie sie sich aus den endgültigen Ergebnissen der Volkszählung 2000 ergeben, schloss der Präsident, dass es nichts Stabileres als eine «Sprachgrenze» gebe. Jedenfalls bedürfe es im Kanton keiner künstlichen Massnahmen wie das Territorialitätsprinzip, um diese Stabilität zu gewährleisten.
Weiter gab er anlässlich der Generalversammlung vom Donnerstag zu bedenken, dass von den 70 Studierenden der Berufsklassen des Konservatoriums Freiburg im vergangenen Jahr nur gerade vier deutscher Sprache waren. Dieses Missverhältnis könnte sich gar noch verschlimmern, weshalb auf Vorschlag des Vorstandes ein Vorstoss im Grossen Rat in Vorbereitung sei. Schliesslich gab Josef Vaucher bekannt, dass die Idee der Gründung einer französisch-deutschen Interessengemeinschaft weiter verfolgt wurde. Damit ein solches Unternehmen Aussicht auf Erfolg habe, wäre aber das Engagement von französischsprachigen Persönlichkeiten eine wichtige Voraussetzung.
Im Bericht des Theaterausschusses gab Franz Baeriswyl bekannt, dass in der 39. Spielzeit 3474 bezahlte Eintritte zu verzeichnen waren. Rechne man die nicht bezahlten Billette hinzu, sei jede Vorstellung durchschnittlich von 460 Zuschauerinnen und Zuschauern besucht worden. Präsident Vaucher bedankte sich beim Theaterausschuss für den «grossen Beitrag für das kulturelle Schaffen Deutschfreiburgs».
Franz Baeriswyl fuhr fort, dass die Vorbereitung der Spielzeit 03/04, deren Programm er vorstellte, etwas Besonderes gewesen sei. Schliesslich gehe es um das 40-Jahr-Jubiläum des «Theaters in Freiburg». Dabei wolle man sich auch selber ein Geschenk machen. «Das Schönste wäre, jedes Mal eine gut besetzte Aula zu haben und ein Fest feiern zu können», hielt er fest.  wb

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