Kanton

Freitag 21. März 2003, Kanton


Keine Trennung von Kirche und Staat
Verfassungsrat fällte wichtigen Grundsatzentscheid
Staat und Gemeinden sollen auch künftig die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen und Religionsge-meinschaften anerkennen. Diesem Grundsatz hat der Verfassungsrat am Donnerstag klar zugestimmt.
Von ARTHUR ZURKINDEN
Frédéric Sudan (FDP) wollte jedoch, dass sämtliche Kirchen und Religionsgemeinschaften dem Privatrecht unterstehen und sich innerhalb der Grenzen der Rechtsordnung selber organisieren. Er wollte so auch den öffentlich-rechtlich anerkannten Kirchen das Recht nehmen, Steuern zu erheben. Sein Antrag wurde jedoch mit 84 zu 25 Stimmen abgelehnt.
«Diese Trennung würde Freiburg nicht verdienen», betonte CVP-Sprecher Claude Schenker, als er Sudans Antrag bekämpfte. Er gab zu bedenken, dass ohne Kirchensteuern 500 bis 600 Freiburger ihren Arbeitsplatz verlieren würden, Pfarrer, Laientheologen, Sakristane, Chorleiter usw. Er konnte sich nicht vorstellen, wie diese ohne Steuergelder entlöhnt werden sollten. Er dachte aber auch an den Unterhalt der rund 200 Kirchen und Hunderten von Kapellen im Kanton.
Daniel de Roche (CVP), Präsident des Synodalrates, rief die sozialen, kulturellen und spirituellen Aufgaben in Erinnerung, welche die Kirchen erfüllen. Die Abhängigkeit von Spenden hätte seiner Ansicht nach schwer wiegende Folgen.
Noël Ruffieux (CSP) seinerseits wies darauf hin, dass sich bei der letzten Volkszählung immerhin 84 Prozent der Freiburger ihre Zugehörigkeit zu einer Kirche bekannt haben.
Freiwillige sollen in der Ausbildung unterstützt werden
«Staat und Gemeinden fördern die Freiwilligenarbeit und unterstützen entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten.» Dies soll so in der Verfassung verankert werden. Die SVP-Fraktion wehrte sich gestern vergeblich gegen den zweiten Teil dieses Satzes. Laut SVP-Sprecherin Katharina Thalmann-Bolz muss die Ausbildung der Freiwilligen auf freiwilliger Basis geschehen. «Subventionen wären das Ende der Freiwilligkeit», hielt sie fest. Sie befürchtete, dass bei einer Ausbildung mit öffentlichen Geldern der Massstab sofort angehoben und Professionalität verlangt werde. Sie dachte dabei an das Gesundheitswesen.
Unterstützung erhielt sie von ihrem Parteikollegen Joseph Binz, der als Beispiel die Samaritervereine erwähnte, um aufzuzeigen, wie heute die freiwillige Arbeit von professionellen Organisationen verdrängt wird. «Die Samariter helfen nur noch beim Blutspenden und stehen beim Grümpel- turnier des FC herum», meinte er und befürchtete, dass so aus den barmherzigen bezahlte Samariter werden.
Gemäss Vertretern der CVP-, CSP- und SP-Fraktion verdienen es aber auch die Freiwilligen, dass ihre Ausbildung finanziell unterstützt wird.

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