Paul Genoud (1916–1992), freisinnig
Nach der Primarschule in Remaufens und Casseneuil (Lot-et-Garonne) besucht Paul Eugène Genoud ab 1928 die Sekundarschule in Châtel-Saint-Denis und ab 1932 das Lehrerseminar Hauterive, wo er 1936 sein Lehrerdiplom erwirbt. Bis 1940 absolviert er Weiterbildungspraktika in Genf, Frankreich und im Kanton Freiburg und ist für das Feuilleton mehrerer Zeitungen tätig. In den 1950er Jahren publiziert er mit PEG (Paul Edouard Genoud) signierte Artikel in L’Indépendant, der Zeitung der Freiburger Freisinnigen. Von 1940 an als Lehrer in Zénauva (Saanebezirk) tätig, wird der Freisinnige 1961 in den Grossen Rat gewählt, in dem er bis 1966 sitzt. Er muss den Unterricht aufgeben, da dieser laut dem Staatsrat unvereinbar mit einem politischen Mandat ist. Dennoch waren zwei Konservative trotz ihres Lehrerberufs im Kantonsparlament vertreten. Mutig entscheidet sich Genoud für das politische Amt. Da er sich als Opfer der Ungerechtigkeit ansieht, verkörpert er den Märtyrer des Freisinns gegenüber dem als autoritär erachteten Regime der Konservativen. Von 1962 bis 1966 leitet er das Feuille d’Avis de Bulle et Châtel-Saint-Denis. Seit 1959 VizepräsiDer dent des Freiburger Leichtathletikverbands für Amateure, setzt er sich nachdrücklich für den Volkssport ein.
Von 1963 bis 1966 sitzt er im Nationalrat. Bei einer Ersatzwahl des Staatsrats im März 1966 wird er, unterstützt von den Sozialdemokraten, deren Kandidat Jean Riesen im ersten Wahlgang ausgeschieden war, mit einem kleinen Vorsprung von 259 Stimmen auf mehr als 31 000 Stimmzettel gewählt. Sein Sieg über den Konservativen Jacques Morard (1921–2010) findet eine nationale Resonanz und markiert den Anfang des Zerfalls der bisher dominierenden Konservativen. « Seine politisch mutige Persönlichkeit hat die Annäherungen erleichtert », kommentiert La Sentinelle. Genouds Wahl kündigt eine wichtige politische Wende an, da die Konservativen ein paar Monate später ihre Mehrheit im Grossen Rat verlieren.
Im Staatsrat leitet Genoud die Gesundheits- und Polizeidirektion während des Baus des neuen Kantonsspitals. Das auf 25 Millionen veranschlagte Projekt wird schliesslich viermal mehr kosten, und Genoud ist gezwungen, im Grossen Rat mehrere Nachkredite zu beantragen, was ihm heftige Kritiken einbringt. Bei seinem Ausscheiden kostet das Krankenhaus bereits 85 Millionen. Er präsentiert ein neues Gesetz über die öffentlichen Gaststätten, den Tanz und den Getränkehandel. 1969 ist er Staatsratspräsident.
1971 gewinnen die Sozialdemokraten mit Denis Clerc und Jean Riesen zwei Staatsratssitze auf Kosten der Freisinnigen Emil Zehnder und Paul Genoud. Der Unterlegene wendet sich verschiedenen Geschäftstätigkeiten zu und assistiert seinem Schwiegersohn bei der Herausgabe von Fotobänden.