Marcel Vonderweid (1866–1948), konservativ
Nach dem Besuch der Technischen Abteilung des Kollegiums St. Michael studiert Marcel Vonderweid an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, wo er 1890 sein Forstingenieurdiplom erwirbt. Er ist zunächst Praktikant und wird 1893 zum Inspektor des 2. Forstkreises (Glane- und Vivisbachbezirk) und 1902 zum Ingenieur des 1. Forstkreises (Saane- und Sensebezirk) ernannt. Er verwaltet ebenfalls zahlreiche Alpbetriebe.
Obwohl seine Kandidatur nicht von allen Konservativen unterstützt wird, die seine Farblosigkeit und seinen Mangel an politischer Erfahrung kritisieren, wird er am 6. März 1914 als Nachfolger seines Onkels Stanislas Aeby in den Staatsrat gewählt. Als Oberstleutnant übernimmt er die Militärdirektion unter der Bedingung, dass diese erneut die Waldungen, Weinberge und Liegenschaften umfasst. Natur und Wald bleiben seine wahren Interessen: Er reorganisiert den kantonalen Forstdienst und übt nach dem Tod des Amtsinhabers selbst die Funktion des Oberforstinspektors aus. Er ist viermal Staatsratspräsident (1917, 1920, 1927, 1934) und tritt Ende 1936 zurück. Von 1914 bis 1921 sitzt er als Vertreter des Sensebezirks im Grossen Rat.
Während seiner ersten Jahre im Staatsrat ist er ein unbedingter Gefolgsmann Georges Pythons. Zudem zeichnet er sich durch die Verteidigung der Institutionen gegen revolutionäre Umtriebe aus. So organisiert er im November 1926 in Freiburg eine Westschweizer Demonstration gegen die Wahl des Sozialdemokraten Robert Grimm zum Nationalratspräsidenten. Seinen Einfluss spielt Marcel Vonderweid vor allem in zahlreichen Institutionen aus. Er präsidiert insbesondere die Hypothekarkasse, ist Mitglied des Verkehrsvereins Freiburg und sitzt im Verwaltungsrat der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt. Zudem ist er Mitglied und ab 1937 Präsident der Freiburger Naturschutzkommission. Zu seinen zahlreichen Verpflichtungen gehören auch die Präsidentschaften der Pfarrei St. Nikolaus (1922–1926) und des von seinem Vater gegründeten und geleiteten Cercle catholique. Daneben ist er für den Vinzenzverein tätig.
Nach einem langen und aktiven Ruhestand starb Marcel Vonderweid am 3. Dezember 1948 in Freiburg im Alter von 82 Jahren.
Aus dem Französischen übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS“ – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine