Georges Ducotterd (1902–1979), BGB
Nach dem Besuch der Primarschule in Estavayer-le-Lac und des Kollegiums St. Michael studiert er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Agrarwissenschaften und erwirbt 1924 das Diplom eines Agraringenieurs. 1924 ist er als Landarbeiter im Bordelais tätig, bevor er im Bundesamt für Statistik arbeitet (1930–1935) und ab 1936 als Lehrer für Agrarwirtschaft am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve unterrichtet. Er gründet die Vereinigung schweizerischer Tabakpflanzer (1938) und den interkantonalen Ausstellungsmarkt für Kleinvieh. Zudem ist er Redaktor der Verbandszeitung Le Paysan fribourgeois/Der Freiburger Bauer. An internationalen landwirtschaftlichen Kongressen nimmt er regelmässig als Delegierter des Bundesrats oder des Heiligen Stuhls teil.
1942 wird er Abteilungsleiter im kantonalen Landwirtschaftsdepartement und enger Mitarbeiter des Staatsrats Maxime Quartenoud.
Nach einer lebhaften Wahlkampagne wird Georges Ducotterd 1952 als BGB-Kandidat in der Ersatzwahl für den zurückgetretenen Freisinnigen Louis Dupraz gegen den Konservativen Marcel Renevey in den Staatsrat gewählt.
Die Konservativen sehen darin einen Verrat ihres Lagers (« Er hat seine Grundsätze verleugnet », meint Louis Barras, während Henri de Gendre behauptet, Ducotterd wolle vor allem « seinem persönlichen Ehrgeiz dienen » ; « er hat seine Partei verlassen », bedauert José Python). Er erhält 54% der Stimmen und die Mehrheit der Bezirke (mit Ausnahme des Saane- und Sensebezirks). Ducotterd wird Vorsteher der Direktion des Militärs, der Forste und der Staatsreben. Nach Quartenouds Tod 1956 wird ihm die Stellvertretung der Direktion des Innern, der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels entzogen, ein Entscheid, der die BGB verbittert und in der Öffentlichkeit auf Unverständnis stösst.
1956 wird er mit Pierre Glasson im zweiten Wahlgang gegen den Konservativen Ernst Etter wiedergewählt. Davor hatten vom 7. bis 9. Dezember 1956 Begegnungen zwischen BGB und Konservativen stattgefunden, um « die Bauernschaft neu zu ordnen ». Die Konservativen verlangen, der BGB-Staatsrat müsse ihrer Partei beitreten und die Abgeordneten des Glane-, Saane- und Broyebezirks hätten sich der konservativen Grossratsfraktion anzuschliessen. Jene des Vivisbach- und Seebezirks könnten getrost Agrarier bleiben ! Die BGB-Delegation lehnt diesen Handel ab.
1961 wird Ducotterd mit dem Freisinnigen Emil Zehnder in stiller Wahl im zweiten Wahlgang gewählt, nachdem die fünf Konservativen ihre Wiederwahl gewonnen hatten. Nach Torches Rücktritt leitet er ebenfalls die Landwirtschaftsdirektion (April bis Dezember 1966). Angesichts des Aufschwungs der Freisinnigen und Sozialdemokraten sind die früheren Unstimmigkeiten vergessen, und er wird von den Konservativen unterstützt. 1966 wird er als Einziger im ersten Wahlgang bestätigt. 1958, 1965 und 1968 ist er Staatsratspräsident. Zu einer Zeit, da die BGB in der Westschweiz verhältnismässig schwach ist, profitiert seine Partei von seiner Bekanntheit, um ihn 1967 in eine Wahlsendung des Westschweizer Fernsehens zu entsenden. Wie er dort erklärt, unterstütze er eine Annäherung an den Gemeinsamen Markt und bekämpfe lebhaft den damals im Aufschwung befindlichen Landesring der Unabhängigen.
Im Staatsrat setzt er sich für die Modernisierung des Waffenplatzes Drognens und für das Weingut Les Faverges (Lavaux) ein. Er verfasst ein Buch über das Gut, in dem man liest : « Eine tausendjährige Tätigkeit im Abendland brachte eine winzige Perle hervor : das Rebgut Les Faverges. » Mit Freude wiederholt er den berühmten Ausspruch von Henri Schaller (1894) : « Wir wollen dieses Rebgut pflegen, wie eine Familie ihr Silber und den Schmuck ihrer Ahnen sorgfältig aufbewahrt. » Um die geologischen Probleme zu lösen, wird ein « Syndicat du Rocher » gegründet. 1963 überreicht Nicolas Oulianov, Professor emeritus der Universität Lausanne, Ducotterd eine Untersuchung über die Instabilität der Felsen. 1954 verteidigt Ducotterd erfolgreich die Revision des Forstgesetzes. 1971 verzichtet er auf eine weitere Kandidatur.
1955 in den Nationalrat gewählt, kann er sein Mandat wegen Ämterhäufung nicht ausüben. In der Armee erreicht er den Rang eines Hauptmanns.
Am 25. Januar 1979 stirbt Georges Ducotterd im Alter von 77 Jahren in Freiburg.