Jean-Jacques-Denis Mauron (1810-1885), radikal
Zum Priestertum bestimmt, besucht er von 1825 bis 1833 mit unbefriedigenden Ergebnissen das Kollegium St. Michael und studiert dann mit mehr Erfolg von 1833 bis 1835 in Wien. Von 1835 bis 1838 ist er als Hauslehrer beim Fürsten Jussupow in St. Petersburg tätig. Nach Freiburg zurückgekehrt, studiert er von 1838 bis 1841 an der Rechtsakademie bei Professor Bussard.
Er durchläuft eine kantonale Militärkarriere : Leutnant während des Sonderbundskriegs (1847), Hauptmann Aide-Major (1849), Bataillonkommandant (1857) und schliesslich Oberstleutnant im kantonalen Generalstab (1858).
Mauron bekundet grosses Interesse für Literatur und Kunst. Er fördert die Publikation der französischen Fassung von Schillers Wilhelm Tell, indem er Verleger in Paris wird. Er ist Mitglied und zweimal sehr aktiver Präsident der von Alexandre Daguet geleiteten Freiburger Société d'études und eines der Gründungsmitglieder der Société d'histoire du canton de Fribourg, als deren Sekretär er von 1849 bis 1858 amtiert. Er betreibt Forschungen über die Burgunderkriege (1474-1477).
Mauron ist ein Liberaler, der sich zu einem gemässigten Radikalen entwickelt. Beim Aufstand der Radikalen im Januar 1847 zeigt er keine grosse Begeisterung, seine Stelle wiedereinzunehmen. Von 1847 bis 1861 sitzt er im Grossen Rat. Dort zeichnet er sich durch seine geistige Unabhängigkeit und seine Mässigung aus, indem er insbesondere die Aufhebung der Klöster ablehnt und dem Klerus weiterhin eine Rolle in der Erziehung zugesteht. Das Wahlkollegium ernennt ihn zum Richter am Bezirksgericht Greyerz (1848-1849). Am 8. Juni 1849 wird er zum provisorischen Sekretär der Justizdirektion und am 1. Februar 1850 zum Sekretär der Polizeidirektion ernannt. Er tritt von seinem Richteramt zurück und lässt sich im Kantonshauptort nieder.
Mauron wird am 12. Juni 1854 erst im dritten Wahlgang mit 37 von 59 Stimmen in den Staatsrat gewählt, als Nachfolger des zurückgetretenen Georges Clément, der seine Wiederwahl ablehnt. Zuvor hatten die Sensler Christoph Marro und Charles Egger, die nacheinander in die Regierung gewählt wurden, das Mandat ebenfalls abgelehnt. Am 27. November 1855 wird Mauron im vierten Wahlgang mit 44 von 65 Stimmen wiedergewählt. Er gehört dem gemässigten Flügel der Radikalen an, der sich gut mit der Gegenwart der Liberal-Konservativen Bondallaz und Vonderweid in der Exekutive abfinden kann. In den Grossratswahlen vom Dezember 1856 geschlagen, gelangt er dennoch als indirekter Abgeordneter erneut ins Kantonsparlament. Der liberal-konservative Grosse Rat schätzt Maurons Mässigung, seine Fähigkeiten und seine grosse Bildung. Zu seiner Überraschung wird er in der Wahl vom 4. Juni 1857 im zweiten Wahlgang mit 45 von 75 Stimmen zum siebten Mitglied des neuen Staatsrats ernannt.
Von 1854 bis 1861 leitet Mauron die Direktion des Innern. Während seiner Zeit treten insbesondere ein Reglement über Förderprämien für die Viehzucht (1857) und ein Dekret über die Masse der Strohzöpfe (1860) in Kraft. Er unternimmt grosse Anstrengungen, um die Landwirte davon zu überzeugen, an wichtigen Veranstaltungen, wie dem Concours agricole in Paris 1856 oder der Industrie-, Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung in Bern 1857 teilzunehmen. Zudem nutzt er seine Beziehungen zum russischen Hochadel, um die Ausfuhr freiburgischen Käses ins Reich Alexanders II. zu fördern. Mauron kontrolliert aufmerksam die Verwaltung der Gemeinden und deren Armenwesen, indem er sie anleitet und berät. Er lässt eine Statistik der gesetzlichen Fürsorge erstellen und das Vermögen der Gemeinden erheben, das 1857 erstaunliche 22 957 000 Franken beträgt.
1861 bedeutet der Ausbruch einer Geisteskrankheit das Ende seiner vielfältigen Tätigkeit, und der Staatsrat muss die Arbeitsunfähigkeit eines seiner Mitglieder feststellen. Mauron zieht sich auf seinen Landsitz in Avry-devant-Pont zurück, wo er von seiner Familie umsorgt wird. Am 25. Januar 1885 stirbt er im Alter von 75 Jahren.