François-Xavier Bondallaz (1801-1870), liberal-konservativ
Nach seinen Rechtsstudien ist François-Xavier Bondallaz als Hauslehrer im Ausland tätig. Nach Nuvilly zurückgekehrt, arbeitet er als Notar und leitet einen Landwirtschaftsbetrieb. Er ist ein typischer Vertreter der ländlichen Notabeln liberaler Gesinnung, die nach der Revolution von 1830 an die Macht gelangen und dadurch den Niedergang der Oligarchen der Hauptstadt und den Aufstieg des regionalen Bürgertums besiegeln.
Bondallaz' lange politische Karriere umfasst vierzig Jahre Tätigkeit. Von 1831 bis 1870 sitzt er im Grossen Rat. Von liberaler Gesinnung, zählt er zur gemässigten Opposition gegen das radikale Regime von 1848. Anschliessend gehört er dem gemässigten Flügel der regierenden Liberal-Konservativen (1857-1881) an und nimmt in den 1860er Jahren, als die politischen und religiösen Spannungen in der Schweiz wieder aufflammen, eine zunehmend konservative Haltung an. Er verteidigt die freiburgischen Eisenbahninteressen, indem er Julien Schaller und Louis Weck-Reynold in ihren Bemühungen unterstützt.
Bondallaz sitzt von 1840 bis 1847 im Staatsrat, zu einem Zeitpunkt, da die Regierung immer mehr dem Sonderbund zuneigt. 1847 wird er aus der Exekutive ausgeschlossen, kehrt aber 1855 mit Alfred Vonderweid in den Staatsrat zurück, als die Radikalen zu retten versuchen, was noch zu retten ist. Bondallaz wird am 28. November 1855 im ersten Wahlgang mit 36 von 68 Stimmen gewählt. Er übernimmt die Justizdirektion (1855-1857).
1857 unter der liberal-konservativen Herrschaft wiedergewählt, bleibt Bondallaz bis 1870 im Staatsrat und erlebt somit drei politische Regimes. Von 1857 bis 1870 leitet er die Baudirektion. Mit Kompetenz und Tatkraft setzt er das Strassengesetz von 1849 um und schliesst mehrere diesbezügliche Abkommen mit Bern und der Waadt. Er leitet die Änderung des Strassengesetzes von 1863: Es gilt nun, den Bau von Strassen zu fördern, die rechtwinklig zu der in Staatsbesitz befindlichen Eisenbahnstrecke Lausanne-Freiburg-Bern verlaufen (1864-1872). Mit Interesse verfolgt er den Bau der Zweigstrecken Bulle-Romont und Freiburg-Payerne-Estavayer-Yverdon, die für den Betrieb der staatlichen Eisenbahn vorteilhaft sind. Bondallaz verzichtet auf das Amt des Regierungspräsidenten und überlässt diese Ehre Hubert Charles, Frédéric Vaillant und Louis Weck-Reynold.
1870 stirbt François-Xavier Bondallaz im Amt im Alter von 69 Jahren in Freiburg.
Aus dem Französische übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine