Alfred Vonderweid (1804-1881), liberal-konservativ
Alfred Vonderweid studiert Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und München. 1840 ist er Sekretär des Polizeirats, von 1841 bis 1845 Schreiber am Kantonsgericht und von 1846 bis 1847 Staatskanzler. Als Gegner des Radikalismus gehört er zum Komitee der Volksversammlung von Posieux 1852. Er sitzt 1854-1872 im Nationalrat und 1856-1871 als Abgeordneter des Sensebezirks im Grossen Rat. Bei der allgemeinen Staatsratswahl vom 27. November 1855 wählen die Radikalen sieben der ihren, doch Clément und Wicky lehnen ihr Mandat ab. Da die Radikalen Unterstützung für ihre Eisenbahnpolitik benötigen, wählt der Grosse Rat am 28. November die Liberal-Konservativen Vonderweid (im zweiten Wahlgang mit 36 von 63 Stimmen) und Bondallaz.
Vonderweid leitet die neu geschaffene Kultusdirektion. Mit der Annahme des Dekrets vom 17. November 1856 gelingt es ihm, die Konflikte mit der katholischen Kirche zu beenden, da dieser Erlass den mit den kirchlichen Behörden vereinbarten Modus vivendi genehmigt. Damit kann der vom radikalen Regime vertriebene Bischof Marilley zurückkehren. « Bischof gegen Eisenbahn » werden manche sagen. Vonderweid profitiert vom Regimewechsel, um die Kultusdirektion (1856-1857) zu verlassen und die Polizeiund Kriegsdirektion zu übernehmen (1857-1865). Von 1841 bis 1845 im eidgenössischen Generalstab, wird er 1861 Oberst der Artillerie. Unter ihm werden das Gesetz vom 18. Dezember 1858 über die militärische Organisation und das Gesetz vom 3. Juni 1863 über die Subventionen für Schützenvereine verabschiedet.
Als Staatsrat engagiert sich Vonderweid für die Schaffung der Eisenbahnstrecke Bern-Freiburg-Lausanne. Er unterstützt die Bemühungen von Julien Schaller, Rodolphe Weck-Bussy und Louis Weck-Reynold, indem er erfolgreich Missionen in Paris und London unternimmt, um Kapital zu finden. Von 1859 bis 1872 sitzt er im Verwaltungsrat der Eisenbahngesellschaft Lausanne-Freiburg-Bern.
Nach seinem Rücktritt aus dem Staatsrat ist er Direktor der Westbahngesellschaft (1865-1872) und Mitglied von deren Betriebskomitee (1865-1871 und 1872-1874). Viel Zeit widmet er seinen militärischen Aktivitäten und zudem ist er Sekretär des Freiburgischen Landwirtschaftlichen Vereins. Als typischer Vertreter des liberalen Flügels der Liberal-Konservativen steht er in Opposition zu den Radikalen, bekämpft aber auch die ultrakonservativen und ultramontanen Tendenzen in seiner eigenen Partei. Er befürwortet insbesondere den Entwurf für die Revision der Bundesverfassung von 1872, den die Konservativen bekämpfen.
1881 präsidiert er das Organisationskomitee für das eidgenössische Schützenfest in Freiburg, als er im Alter von 77 Jahren stirbt.
Aus dem Französische übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine