Alexandre Thorin (1806-1873), radikal
Thorins Biografie ist weitgehend unbekannt. 1845 ist er Schreiber im Oberamt Freiburg. Am 30. Juni 1848 wird er im zweiten Wahlgang mit 36 von 63 Stimmen als Nachfolger von Karl-Friedrich Chatoney in den Staatsrat gewählt, in dem er bis März 1852 die Direktion des Innern leitet. Im Grossen Rat bringt er das Gesetz von 14. März 1850 über die Organisation einer Landwirtschaftsschule, das Gesetz vom 25. Mai 1850 über das Armutswesen und das Dekret vom 21. Januar 1851 durch, mit dem eine Kommission für Landwirtschaft, Industrie und Handel geschaffen wird.
Alexandre Thorin, der zu den Gemässigten zählt, erträgt die Spannungen innerhalb des Staatsrats schlecht. Eine Affäre kommt Anfang 1852 ans Tageslicht. Zwei Angestellte der Direktion des Innern haben ohne Wissen des Direktors mehr als 12 000 Franken veruntreut. Thorin wird vom Confédéré beschuldigt, nur selten in seinem Staatsratsbüro zu sein. Obwohl er keinen persönlichen Vorteil aus dieser Affäre gezogen hat, gibt er sein Mandat zurück und kandidiert für das Oberamt des Saanebezirks. In einer hitzigen Staatsratssitzung wird er nach mehreren Wahlgängen mit drei gegen zwei Stimmen bei einer Enthaltung zum Oberamtmann ernannt. Seine Wahl erregt in der Sitzung den Zorn Follys und Schallers und führt sogar zu einem Leserbrief des Ersteren im Narrateur fribourgeois.
Von 1852 bis 1857 ist Thorin als Oberamtmann des Saanebezirks tätig. Anschliessend zieht er nach Bern, wo er im Kriegskommissariat des Bundes arbeitet. 1873 stirbt er im Alter von 67 Jahren. In Freiburg, wo er weitgehend vergessen ist, erscheint kein Nachruf über ihn.
Aus dem Französischen übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine